Foto: Foto: Mein Film, 1948, Heft 28, S. 11. Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek

Gunther Philipp

(Gunther Placheta)

* 8. Juni 1918 in Marosheviz (Rumänien), † 2. Oktober 2003 in Bad Godesberg (Deutschland)

Schauspieler, Kabarettist, Kabarett-, Lustspiel- und Drehbuch-Autor, Arzt
 

Der Vater und spätere Tierarzt in Wien, Hugo Placheta, war kriegsbedingt im heutigen Rumänien stationiert. Die Mutter, Therese, reiste zur Geburt aus Wien an. Bald danach kehrte die Familie nach Wien zurück. Seine Schulbildung erhielt Gunther Placheta in Wien und Innsbruck. 1931 übersiedelte die Familie wieder nach Wien – berufliche Gründe väterlicherseits waren ausschlaggebend.

Während der Schulzeit frönte Gunther Placheta einer seiner Leidenschaften, dem Schwimmen. Er war auch im Kader der Olympia-Mannschaft 1936 in Berlin, wurde allerdings aus politischen Gründen (er wollte dem nationalsozialistisch-dominierten E.W.A.S.C. – Erster Wiener Amateur Sport Club – nicht beitreten) nicht nominiert. Er schwamm dennoch Rekorde.

Gunther Placheta inskribierte Medizin, wurde 1940 zum Wehrdienst eingezogen, bekam „Studienurlaub“, den er auch für eine Schauspielausbildung am Reinhardt-Seminar nutzte. Damals legte er sich den Künstlernamen Philipp zu.
Im Dezember 1942 heiratete er zum ersten Mal, 1943 wurde sein erster Sohn geboren und im selben Jahr promovierte Placheta. Danach kam er auf die interne Abteilung, hatte auch in der Herzambulanz zu tun, wo er u. a. Kriegstauglichkeiten feststellen musste, was er nicht immer im Sinne der Wehrmacht tat, wohl aber zum Wohle der Patienten.
Das Kriegsende erlebte er in Oberösterreich, wo er mit amerikanischer Unterstützung eine Praxis eröffnete. Nebenbei conférierte er, wie er es auch schon während des Krieges getan hatte. Aus dieser Zeit datiert auch seine Bekanntschaft mit Peter Wehle.

Anfang 1946 begann er eine Facharztausbildung für Neurologie in Wien. Da diese unbezahlt war, trat er immer wieder als Conférencier auf und gestaltete Radiosendungen. Mit Peter Wehle verfasste er den Text zur Kabarett-Revue „Casanovitäten“, die im Mai 1948 u. a. mit ihm und Fred Kraus über die „Casanova“-Bühne in der Dorotheergasse, ging. Dieser sollten noch weitere Revuen folgen, wie z. B. „Liebesuniversität“ oder „Casanova-Melodie“, verfasst zusammen mit Wehle oder Hugo Wiener.

Im Sommer 1948 gründeten Gunther Philipp, Peter Wehle und Fred Kraus die Kabarettgruppe „Die kleinen Vier“ (die drei Herren spielten mit verschiedenen Partnerinnen) und hatten in Salzburg einen beachtlichen Erfolg.
Bald traten „Die kleinen Vier“ auch in Wien im Mitternachtskabarett „Alraune“ auf – nach den Kabarett-Revuen auf der „Casanova“-Bühne. Philipp, respektive Dr. Placheta, war zu diesem Zeitpunkt hauptberuflich noch immer Arzt.

Ab Silvester 1949 spielte die Kabarett-Formation „Die kleinen Vier“ in München, ging danach auf Deutschland-Tournee und Dr. Placheta kehrte dem Ärztedasein den Rücken. 1949 drehte Gunther Philipp auch seinen ersten Film, dem bis Mitte der 1960er Jahre noch viele folgen sollten. Danach spielte er vor allem an Theatern und begann Lustspiele zu schreiben.

Daneben wandte er sich einer anderen Leidenschaft zu: dem Motorsport. Er wurde in den 1960er Jahren mehrmaliger österreichischer Staatsmeister, um nach Beendigung der aktiven Laufbahn zusammen mit Jochen Rindt (nach dessen Tod alleine) eine Sendung, „Motorama“, im ORF zu gestalten.

Gunther Philipp war vier Mal verheiratet, hatte drei Söhne und lebte in Deutschland und der Toscana.

Eine Auswahl

Gunther Philipp und Peter Wehle: Servus Rudi – Servus Bobby. Preiser, Wien 1999.