Ausstellung des ÖKA
k. u. k. Kabarett
Kleinkunst in der Donaumonarchie
Galerie in der Kirchenmauer, Straden
Begleitausstellung zu Seelax 14
Musik & Kabarett im Freudenhaus
Bregenz | Platz der Wiener Symphoniker
Am 18. November 1881 gründete Rodolphe Salis sein Cabaret „Le Chat Noir“ am Pariser Montmartre. Mit diesem Etablissement, einer Vereinigung von Literaten des Quartier Latin und Malern des Montmartre, entstand das erste europäische Cabaret.
Bald schlugen die Chansonniers Aristide Bruant und Yvette Guilbert in derartigen Lokalen sozialkritische Töne an.
Einerseits durch Gastspiele der Guilbert und andererseits durch die Reisetätigkeit vor allem zur Pariser Weltausstellung 1900 wurde die Kabarettidee bald auch in Deutschland populär. Ernst v. Wolzogen gründete am 18. Jänner 1901 in Berlin das erste deutsche Kabarett, das so genannte „Überbrettl“. Bald folgten Max Reinhardt mit seinem „Schall und Rauch“ sowie in München die „Elf Scharfrichter“ und 1903 der „Simplicissimus“ von Kathi Kobus.
Waren bereits bei der Gründung des deutschen Kabaretts zahlreiche Künstler/innen der Donaumonarchie vertreten, übten in den Anfangsjahren wilhelminische Ensembles auf das Wiener Kabarett ein.
Am 16. November 1901 entstanden in Wien und Budapest die ersten literarischen Kabaretts, die sich anfänglich an Berliner Vorbildern orientierten.
Der Autor und Theaterkritiker Felix Salten gründete das erste Kabarett in Wien, das „Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin“ im Theater an der Wien, das allerdings nur wenige Vorstellungen geben konnte.
In Budapest war der Journalist Jenö Zoltan mit seiner „Bunten Bühne“/„Tarka Szinpad“ im Hauptstädtischen Orpheum unter der Mitwirkung von Franz (Ferenc) Molnár erfolgreicher; die Bühne bestand knapp ein halbes Jahr. Aber die Anfänge waren gemacht.
So auch in Krakau, aber dort erst 1905 mit dem „Grünen Lampion“/ „Zielony Balonik“, der aus Künstlervereinigung „Paon“ hervorging.
Ab 1906 kann man für Wien von einer nachhaltigen Kabarett- und Kleinkunstszene sprechen, die durch Personen aus ehemaligen deutschen Ensembles zusammen mit Wiener Kräften auftrieb erfuhr.
So gründete etwa Marc Henry mit den Resten der Münchner „Elf Scharfrichter“ in der Ballgasse das „Cabaret Nachtlicht“ mit der Stardiseuse Marya Delvard und anfänglicher Beratung durch Karl Kraus. Noch vor Jahresende 1907 schloss das Kabarett, die neu entstandene „Fledermaus“ trat das Erbe an.
Diese wiederum war eine Gründung der „Wiener Werkstätte“, die nach Plänen des Otto Wagner-Schülers und Mitbegründers der Wiener Secession, Josef Hoffmann, das Theater als Gesamtkunstwerk errichtete. Das Ensemble bestand aus Teilen des „Cabaret Nachtlicht“ und neuen Kräften; künstlerischer Leiter war einmal mehr Marc Henry. Er zog sich, ebenso wie später Egon Friedell und die „Wiener Werkstätte“ zurück, die Darbietungen verflachten und 1913 wurde aus dem Theater und Kabarett „Fledermaus“ das Revuetheater „Femina“.
1906 wurde im Souterrain des Theaters an der Wien das Kabarett „Hölle“ eröffnet. Der Star der Bühne war Mela Mars, stets von ihrem Mann Béla Laszky am Klavier begleitet. Neu waren die Operetteneinakter, wie „Phryne“ von Edmund Eysler oder Franz Lehárs „Mitislaw der Moderne“, beide Libretti von Robert Bodanzky und Fritz Grünbaum, der hier seinen grandiosen Durchbruch als philosophierender Conferencier erleben sollte.
Am 1. März 1907 eröffnete in Budapest am Theresienring 28 Ernö Kondor das „Cabaret Bonbonnière“, in dessen Programmen sich neue Elemente fanden: das französische Chanson, dessen Vertreterin für die kommenden Jahrzehnte die Sängerin Vilma Medgyaszay wurde, sowie die Conférence. Letztere wurde von Endre Nagy mit seinen politisch-kritischen Ansagen erfolgreich gestaltet.
Zahlreiche ähnliche Etablissements folgten, so bereits im Oktober die „Moderne Bühne“/„Modern Szinpad“. Gegründet von Sándor Faludi, holte er sich als künstlerische Leiter die Schriftsteller Jenö Heltai und Ferenc Molnár.
1908 verließ Endre Nagy die „Bonbonnière“ und übernahm die Leitung der „Modernen Bühne“ /„Modern Szinpad“, das ab 1913 unter dem Namen „Medgyaszay-Kabaré“ von Vilma Medgyaszay, der »ungarischen Yvette Guilbert«, geführt wurde.
1909 begann eine Amateurgruppe unter dem Namen „Cervená sedma“ / „Akademische Vereinigung Rote Sieben“ mit dem Vortrag von Parodien und satirischen Versen. Ihr Gründer war der Librettist Dr. Jiří Červený, der das Unternehmen 1914 professionalisierte. Im Saal des „Lucerna“-Palastes am Wenzelsplatz wurde das erste Kabarett unter gleichem Namen eröffnet. Dieses bot auch immer wieder Gastspiele, die Franz Kafka besuchte. So gastierten hier u. a. Mella Mars und Béla Laszky, Egon Friedell, Lucie König und Fritz Grünbaum. Kafka besuchte aber auch, wie wir aus seinen Tagebüchern wissen, Gastspiele mit Marya Delvard und Marc Henry im „Hotel Central“.
1911 eröffnete in Prag Josef Waltner das Nachtkabarett „Montmartre“, in dem Franz Kafka, Egon Erwin Kisch und Jaroslav Hašek bald Stammgäste wurden.
Am 25. Oktober 1912 begründete Egon Dorn in der Wiener Wollzeile sein Biercabaret Simplicissimus. Mit seinem Vorbild in München hatte der Wiener Simplicissimus lediglich den Namen gemeinsam, schon das Wappentier – in der bayrischen Landeshauptstadt jene von Th. Th. Heine entworfene bissige Bulldogge – war in der Wollzeile zum gezähmten „Bulli“ hoch gezüchtet worden.
Der erste Conférencier war Richard Hutter. Noch vor dem Krieg traten hier Fritz Grünbaum und Egon Friedell auf.
Der „Simpl“ ist heute das längstbestehende, durchgängig bespielte deutschsprachige Kabarett.