VIKTOR GERNOT

 

Warum braucht es eine IG Kabarett?

 

Das Jahr 2020 hat für die österreichische Kabarett-Szene wenig Positives generieren können. Und bereits dieser Satz ist eine schamlose Untertreibung. Es gibt wohl niemanden und keine(n) in dieser und verwandten Berufsgruppen, die oder der nicht Schaden genommen hat. Durch weniger Auftritte, gar keine Auftritte, Absagen, Verschiebungen, Einbußen. Es wurde reagiert, geändert, adaptiert, angepasst. Man hat sämtliche Erlässe der Regierung und der Behörden erfüllt bis übererfüllt. Im Takt weniger Wochen wurde jedes Szenario schlechter als das Vorangegangene. Dem Virus kann man keine Vorwürfe machen, der Kabarett-Szene auch nicht, der Regierung, dem zuständigen Minister und dem Staatssekretariat allemal.

Wir, die KünstlerInnen, AutorInnen, ManagerInnen, ChoreografInnen, TechnikerInnen, MakeUp-Artists, die Ladies und Gentlemen aus den Kunst-Gewerken, Requisite, Bühnenbild, Bühnenmusik, Kostüm, Werbung und Marketing, Tourbegleitung, Booking, Catering und alle, die ich nun in dieser Aufzählung vergessen habe. Wir alle haben bis zum Jahr 2020 die Politik nur zu Einem benötigt, als Ziel von Satire und Spott. Unsere Berufsgruppen sind und waren in jeder Form unabhängig, zumeist EPUs oder KMUs. Brave Steuerzahler, ohne politische Lobby, ohne Wahrnehmung als Unternehmer und Wirtschaftsfaktor.

Das brave Steuerzahlen und die Beiträge bei der Sozialversicherung mit dem Prädikat ‚Höchststrafe‘ konnten wir in diesem Jahr nur schwer leisten. Da uns die wohl bekannten Umstände unseren Broterwerb erschwert bis verunmöglicht haben.

Darum die Gründung einer IG-Kabarett. Um eine Stimme für viele zu ermöglichen. Um aufzuklären, aufzuzeigen. Um Bestand aufzunehmen und zu analysieren. Wer sind wir, wie viele sind wir, was können wir der Gesellschaft geben und zurückgeben, wenn wir denn arbeiten dürfen? Wer ist arriviert, am Weg, sich zu etablieren, wer steht am Anfang? Und den Vertreterinnen des Staatssekretariats und der zuständigen Körperschaften der Länder und Kommunen zu erklären, wie unser Beruf funktioniert. Denn, leider war zu erkennen, dass nicht wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben, sondern ganz im Gegenteil.

Das Positive erkenne ich im Bemühen, dass uns zugehört wird und zumindest sehr langsam und manchmal sehr spät reagiert wird. Dass wir gemeinsam mit dem Staatssekretariat eine Förderung für den Kabarett-Nachwuchs ins Leben gerufen haben. Es wird ins Laufen kommen, wenn wir endlich wieder spielen und auftreten dürfen. Dass wir nun eine Bestandsaufnahme unserer Szene geschafft haben und nun viele EinzelkämpferInnen an einem Strang ziehen, um gemeinsam aus dem Schlamassel namens ‚COVID 19‘ in eine neue Normalität schreiten zu können.

Wir freuen uns wieder auf reguläre Auftritte vor einem richtigen Publikum unter normalen Umständen. Und, obwohl im 20er Jahr wenig bis gar nichts lustig war, behalten wir uns unseren Humor.

© Viktor Gernot, Warum braucht es eine IG Kabarett?
In: Oesterreichisches Kabarettarchiv online, 2021.

IG Kabarett: „Mission Statement“

 

Mission Statement

Das österreichische Kabarett ist die einzige Kunstsparte Österreichs, die ohne Basissubvention wirtschaftet. Obwohl die Kabarettbranche mit jährlich rund 7.500 Veranstaltungen und über 1,6 Millionen BesucherInnen einen Brutto-Karten-Umsatz von 43 Millionen Euro erwirtschaftet, gibt es für die im Kabarettbereich Beschäftigten faktisch kein wirtschaftliches Sicherheitsnetz.
Daher fordert die IG Kabarett von der öffentlichen Hand eine Anerkennung des Österreichischen Kabaretts als eigenständige, identitätsstiftende und publikumswirksame Kunstsparte und im Fall einer Krise, wie beispielsweise Covid-19, rasche und unbürokratische finanzielle Unterstützung.

Grundsatzerklärung

Die Interessensgemeinschaft Kabarett (IGK) ist ein Zusammenschluss aller im österreichischen Kabarett tätigen Personen: Kabarettist*innen, Autor*innen, Regisseur*innen, Musiker*innen, Agenturen und deren Mitarbeiter*innen, Bühnenbetreiber*innen, Techniker*innen, die im Rahmen eines gemeinnützigen Vereins gemeinsam ihre Interessen vertreten.
Ziel ist die Wahrung und Förderung der kulturpolitischen, sozialen, rechtlichen und beruflichen Interessen, eine koordinierte Kommunikation mit Politik und Behörden, sowie die zum effizienten Austausch von Informationen nötige Vernetzung der Einzelpersonen und Gruppen untereinander.

Welche Interessen vertritt die IGK?

Die IGK widmet sich den gemeinsamen und übergeordneten Interessen ihrer Mitglieder und vertritt diese gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit:

  • Ökonomische und soziale Besserstellung aller im österreichischen Kabarett beschäftigter Personen
  • Durchsetzung rascher, transparenter und juristisch haltbarer Hilfsangebote im Krisenfall oder im Fall prekärer Einkommenssituationen.
  • Initiativen auf dem Gebiet des Steuer-, Sozial- und Urheberrechts, der Kultur-, Bildungs- und Medienpolitik
  • Solidarische Erklärungen und ggf. Proteste in Fällen der Zensur
  • Verstärkte Sichtbarmachung der Kabarettszene, von lokal bis überregional
  • Solidarität und Vernetzung der an der gesamten Wertschöpfungskette Beteiligten
  • Müheloser und rascher Zugang zu relevanten Informationen

Obengenannte Interessen werden von der IGK auch gegenüber der Politik vertreten, obwohl sie im juristischen Sinn keine „Interessenvertretung“ bzw. Standesvertretung ist und kein dementsprechendes Mandat hat, die Interessen der innerhalb der Gemeinschaft zusammenarbeitenden Personen und Gruppen gegenüber Dritten zu vertreten. Die IGK legt dabei Wert auf die inhaltliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Branche und tritt auch gegen jegliche Vereinnahmung durch beispielsweise Politik oder Wirtschaft auf. Die IGK versteht sich als sachkompetente Ansprechpartnerin, sowohl für ihre Mitglieder als auch für Vertreter*innen der Kultur- und Sozialpolitik.

 

Team der IG Kabarett

KünstlerInnen:

Caroline Athanasiadis
David Stockenreitner
Viktor Gernot

Spielstätten/Veranstalter:

Andreas Fuderer, Stadtsaal, Kabarett Niedermair
Manfred Koch, Theatercafé Graz
Wolfgang Pfeiffer, Kulturzentrum Hof

Agenturen:

Alexa Oetzlinger MA, Agentur Oetzlinger
Julia Sobieszek, Agentur Sobieszek, Österreichischer Kabarettpreis
Georg Hoanzl, Agentur & Musikvertrieb Hoanzl, Globe Wien

Veröffentlicht am: 15. Jänner 2021