RUDI SCHÖLLER
Pension Schöller
Wie in der Pandemie ein Podcast entstand
„Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend sein.“
Begonnen hat es bekanntlich harmlos. Im Februar 2020 hatte mein Programm „Es gibt nur einen Rudi Schöller“ Premiere. Im März kam der erste Lockdown.
Mir kam das erst mal ganz gelegen. Eine kleine Pause nach dem Schreiben und dem Proben.
Bald würde sich alles wieder gelegt haben, und man könnte ganz normal weiterspielen. In regelmäßigen Pressekonferenzen wurde zwar gesagt, man wisse nichts genau, aber die schlimmsten Prognosen lauteten damals: „bis Herbst“.
Im April begann ich dann mein Programm zu überarbeiten, weil ich das Gefühl hatte, da gibt es jetzt ein Thema, an dem man nicht mehr vorbeikommt.
„Hast du jetzt schon ein Rezept für Bananenbrot gefunden?“
Im Mai habe ich das erste Mal schon vormittags angefangen, Netflix zu schauen. Und als Kabarettist kommt man da natürlich an Comedy-Specials von vorwiegend amerikanischen Acts nicht vorbei. Und so beschloss ich die weitere Pause dafür zu nutzen, mich ein wenig genauer mit amerikanischer Stand Up Comedy zu beschäftigen. Einer der auffälligsten Unterschiede zum österreichischen Kabarett war, dass viele Comedians ihre eigenen Podcasts hatten. Und so begann ich zu überlegen, auch einen zu machen.
Als erstes wusste ich, wie er heißen würde. „Pension Schöller“ war sehr naheliegend und, meiner Meinung nach, passend.
„Mein Onkel auch. Er war sogar bei der Demo!“
Und dann hatte ich Glück. Während ich begann, die Podcast-Landschaft zu durchforsten, fiel mir ein gelbes Titelbild auf. Darauf waren die Umrisse eines jungen Mannes zu sehen. Und darunter der Name „Hotel Matze“. Das wäre doch ein passendes Vorbild für „Pension Schöller“, dachte ich und hörte hinein.
Es war ein Interview-Podcast aus Deutschland, und alles daran gefiel mir sofort. Die ruhige, entspannte Atmosphäre, die wertschätzende Art, und vor allem das aufrichtige Interesse am Gegenüber. Das Gegenteil zur gereizten Grundstimmung auf Social Media oder in den Kommentarforen.
So konnte ich mir das vorstellen. So würde ich versuchen, das zu auch machen.
„Genügt da eine normale oder braucht man eine FFP2-Maske?“
Dann begann ich, mich mit der technischen Umsetzung zu beschäftigen. Von meiner Freundin bekam ich ein Buch geschenkt, in dem alles drinsteht, was man wissen muss, um einen Podcast zu machen.
Ich besorgte mir Equipment und erlernte ein Schnittprogramm. Ich hörte durch Songs befreundeter Musiker und bastelte die erste Signation. Meine Grafikerin bat ich um Vorschläge für das Titelbild.
Ich überlegte mir Fragen, und irgendwann hatte ich dann sogar eine Art Konzept: Ein Interview-Podcast mit Kolleg*innen. Im ersten Teil soll es um den Werdegang gehen, im zweiten um die Persönlichkeit. Und am Ende würde ich „Entweder-oder“-Fragen stellen, verpackt als „Frühstücksbuffet“.
„Jetzt haben sie schon wieder eine neue Variante entdeckt!“
Im Jänner 2021 war ich bei der ORF-Sendung „Was gibt es Neues?“ im Rateteam. Ich habe Oliver Baier gebeten, anzukündigen, dass es schon bald einen Podcast von mir geben wird. Und im Anschluss habe ich alle, die sonst noch im Rateteam waren, gefragt, ob sie Lust hätten, einmal Gast in der „Pension Schöller“ zu sein. Das waren Viktor Gernot, Eva Marold, Gery Seidl und Günther Lainer, und alle haben zugesagt!
Mein erster Gast, das wusste ich aber schon länger, sollte Robert Palfrader sein. Auch weil es medial eine schöne Geschichte wäre, wenn der Diener seinen Kaiser interviewt. Und tatsächlich kam zur ersten Aufzeichnung ein Kamerateam von „Wien heute“.
„Ich will gar nicht mehr ins Büro.“
Die erste Folge ging am 18. Februar 2021 online, und ich kann mich noch gut an die Spannung erinnern, mit der ich auf „Veröffentlichen“ gedrückt habe. Was würde jetzt passieren? Würde überhaupt etwas passieren?
Es gab Feedback. Und zwar nur positives. Das ist für die kritische Kabarett-Community unüblich. Also habe ich weitergemacht.
Seit letzter Woche sind (zumindest vorerst) alle Maßnahmen wieder aufgehoben.
Und ich habe Folge 40 veröffentlicht.
© Rudi Schöller, Pension Schöller.
Wie in der Pandemie ein Podcast entstand.
In: Oesterreichisches Kabarettarchiv online, 2022.
Foto: © Rudi Schöller
Im ORF ist er als stummer Diener „Vormärz“ in „Wir sind Kaiser“ oder im Rateteam von „Was gibt es Neues?“ zu sehen.
Sein aktuelles Programm heißt „Es gibt nur einen Rudi Schöller“.
Der Podcast „Pension Schöller“ ist auf allen gängigen Podcast-Plattform zu hören. Außerdem auf rudischoeller.at/podcast. Infos und Bilder zu den Folgen gibt es auf Facebook und Instagram.
Veröffentlicht am: 10. Juni 2022