Foto: Slg. Österreichisches Kabarettarchiv

Heinrich Eisenbach

* 10. August 1870 in Wien, † 14. April 1923 in Wien

Schauspieler, Gesangs-Komiker, Varietéleiter
 

Heinrich Eisenbach wurde als Sohn einer Krakauer Großkaufmannfamilie geboren. Bereits mit sechszehn Jahren trat er als „Negerclown“ im Zirkus auf. Bald danach ging er nach Budapest und trat in Konzertcafés als Gesangskomiker auf. (Eisenbach malte daneben, zur Aufbesserung seines Lebensunterhalts, Landschaftsbilder, die er zum Meterpreis von zwei Gulden verkaufte. )

In Budapest lernte er auch seine spätere erste Ehefrau Anna kennen, mit der er Grotesktänze einstudierte, die oftmals mit Couplets aufgeführt wurden. Diese Tanzcouplets bildeten anfänglich auch ihr Repertoire bei der „Budapester Orpheumgesellschaft“ (Wien, 1889–1919).

Die „Budapester“ spielten anfangs in Hotelsälen der Wiener Leopoldstadt, ab 1913 hatten sie ein eigenes Theater in der Praterstraße. Eisenbach gehörte ab 1894 zwanzig Jahre zum Ensemble und ist untrennbar mit ihm verbunden. Er wurde zum Inbegriff des Jargonkomikers, den Karl Kraus wiederholt in seiner „Fackel“ positiv erwähnte und mit Alexander Girardi verglich.

1907 gegründete Eisenbach eine eigene Gesellschaft, „ Budapester Varieté“ genannt, mit der er im Hotel Stephanie (ebenfalls in der Leopoldstadt gelegen) spielte. Er trat aber in weiterer Folge wieder bei der „Budapester Orpheumgesellschaft“ auf, von deren Direktor er sich 1908 wieder rückengagieren ließ. Dort lernte er schließlich seine zweite Ehefrau, die Sängerin Mitzi Telmont, kennen.

1914, knapp nach Ausbruch des Großen Krieges kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Eisenbach und den Direktoren, die patriotische bis kriegsverherrlichende Vorträge im Programm haben wollten.
Eisenbach zog mit einem Großteil des Ensembles (u. a. Hans Moser, Armin Berg, Max Rott) aus.
Sie spielten nunmehr unter verschiedenen Namen wie „Eisenbachs Budapester“, später „Eisenbach Varieté Central“. Im Juni 1915 nannte sich die Truppe endgültig „Eisenbachs Possen Ensemble“ und trat ab Herbst im Possentheater „Max und Moritz“ in der Annagasse auf – bis zum Tod Eisenbachs 1923.
Die nächsten beiden Jahre spielte die Truppe, nun unter dem Namen „Theater der Komiker“, in der „Rolandbühne“, die in der Praterstraße 25, am ehemaligen Standort der „Budapester“ eingezogen war.

Heinrich Eisenbach gastierte ebenso an verschiedenen Wiener Bühnen und wirkte in Stummfilmen mit.

 

Quellen:

Georg Wacks, Die Budapester Orpheumgesellschaft. Ein Varieté in Wien 1889–1919. Vorwort: Gerhard Bronner. Wien 2002

Simon Usaty, „Ich glaub’ ich bin nicht ganz normal“. Das Leben von Armin Berg. Wien 2009, 13–34

Hans Veigl, Lachen im Keller. Kabarett und Kleinkunst in Wien 1900 bis 1945 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Bd 1). Österr. Kabarettarchiv, Graz 2013, 39–51

Simon Usaty, Heinrich Eisenbach: Wienerisch-jüdische Lebenswelt im Spiegel des Kabaretts, 24.4.2023, Online im Internet: https://www.derstandard.at/story/2000145721526/heinrich-eisenbach-wienerisch-juedische-lebenswelt-im-spiegel-des-kabaretts [aufgerufen am 26.06.2023]

Autor/innen:

Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

06.07.2023

Eine Auswahl

Populäre jüdische Künstler. Wien. Musik & Entertainment 1903-1936. Trikont 2001.
Mit Aufnahmen u. a. von: Armin Berg, Betja Milskaja & Hermann Leopoldi, Franz Engel, Karl Farkas, Fritzi Massary, Heinrich Eisenbach, Fritz Grünbaum, Josma Selim, Karl Kraus, Fritz Wiesenthal