Foto: Nachlass Lore Krainer, Österreichisches Kabarettarchiv; © Klaus Bischoff

Lore Krainer

* 4. November 1930 in Graz,  † 3. Juli 2020 in Oberwaltersdorf

Kabarettistin, Komponistin, Autorin, Pianistin, Chansonnière

 

Lore Maria Huttegger erhielt früh Klavierunterricht, besuchte das Gymnasium, studierte am Grazer Konservatorium und absolvierte die Meisterklasse für Klavier. Zeitgleich war sie einige Jahre an der Theaterschule Neuber-Gaudernak sowie im Orchester des Landestheaters Graz tätig. Darüber hinaus  spielte sie in diversen Bars und Clubs – und erwarb sich neben ihrer klassischen Klavierausbildung ein großes Repertoire an populärer Musik.
Bald wechselte sie  gänzlich ins Unterhaltungsfach und war als Pianistin mit kleinen Orchestern auf Tourneen. Ab 1954 war sie mit ihrem Mann, dem Sänger Günther Krainer, als „Duo Krainer“ hauptsächlich in der Schweiz als Pianistin und Entertainerin erfolgreich.
Kennengelernt hatten sich die beiden bereits in der Theaterschule, 1953 wurde geheiratet.

1965 kehrten beide nach Graz zurück und übernahmen den „Girardi-Keller“ (im Geburtshaus von Alexander Girardi) in der Leonhardstraße, aus dem sie rasch ein Spezialitätenrestaurant und einen Künstlertreff machten. Lore Krainer unterhielt auch dort ihre Gäste, begann bald eigene Chansons zu schreiben, diese zu vertonen und mit eigener Begleitung vorzutragen. Sie ließ sich von Gerhard Bronner „entdecken“ und startete 1973 ihre beachtliche Kabarettkarriere – in einem männerdominierten Genre.
1975 gaben Lore und Günther Krainer das Lokal auf und zogen nach Wien; 1976 ließ sich das Ehepaar in Oberwaltersdorf nieder.

Lore Krainer war eine der ersten Frauen in Österreich, die eigene Chansons vortrug und sich dabei auch noch am Klavier begleitete. In Kritiken wurde immer wieder ihre „Gosch‘n wie ein Schwert“ hervorgehoben, aber zugleich attestierte man ihr „das Herz am rechten Fleck“ zu haben. „Ihre Lieder kommen so leicht und unbeschwert vom Klavier, als unterhielte sie nach wie vor ihre einstigen Gäste im Grazer Girardikeller. Dabei so einfach, als erklärte sie einem Kind die verflixte Welt. Und doch gerade so scharf, daß sie dem Krainer-Ruf von der ‚Goschn wie ein Schwert‘ gerecht werden.“ (Kurier, 19.01.1980)

Sie hat zahlreiche Tonträger bespielt, Lieder, Chansons und Couplets geschrieben und vertont, sowie Solo-Programme verfasst und vorgetragen. 1975 textete und komponierte sie gemeinsam mit Gerda Klimek ein „Weiberkabarett“ anlässlich des Jahres der Frau: „Weiber, Weiber, Weiber“, mit dem beide sowohl auf renommierten österreichischen Bühnen wie auch im TV zu sehen waren.

Lore Krainer war Gründungsmitglied (und spätere „Chefin“) der satirischen Hörfunksendung „Guglhupf“, der ab 1978 (bis Juni 2009) sonntäglich „brennheiß serviert“ wurde. Daneben schrieb sie Bücher, bearbeitete Theaterstücke und musikalische Bühnenwerke.

Lore Krainer wurde mehrfach geehrt und ausgezeichnet. So erhielt sie den Nestroy-Ring der Stadt Wien, das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich sowie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. 2005 wurde ihr der Berufstitel „Professor“ verliehen.
Am 15. September 2023 erhielt sie einen „Stern der Satire“ am „Walk of Fame des Kabaretts“ in Mainz.

Der Nachlass von Lore Krainer wurde im Sommer 2021 dem Österreichischen Kabarettarchiv als Geschenk übergeben und wird nun aufgearbeitet.

 

Quellen:

Österreichisches Kabarettarchiv, Nachlass Lore Krainer

Iris Fink, „und das Lachen höret nimmer auf“. Von politischer Kleinkunst zum Kabarettboom
Kleinkunst in Österreich 1970 bis 2000 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Bd. 3). Österr. Kabarettarchiv, Graz 2022, S. 139-148 .

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe, Graz 2000, S. 114-115.

eigene Recherchen [unveröffentlichte Gespräche mit Zeitzeug/innen; Programmhefte; Medienberichte]

Autor/innen:

Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

05.09.2023