Foto: © Rolf Rehak

Leon Askin

(Leo Aschkenasy)

* 18. September 1907 in Wien, † 3. Juni 2005 in Wien

Schauspieler, Regisseur
 

Leo Aschkenasy wurde als erster von zwei Söhnen von Samuel und Malvine Aschkenasy, deren Stammcafé das Café City war, geboren. Sowohl der Vater, ein überzeugter Sozialdemokrat, der sich später verstärkt dem Judentum zuwandte, als auch die Mutter waren musik- und theaterbegeistert, und so wurde der Wunsch Schauspieler zu werden in Leo Aschkenasy früh geweckt.

Nach der Schule arbeitete er zunächst jedoch als Buchhalter, später als Verkäufer. Nebenbei begann er ab 1925 Schauspielunterricht an der Volkshochschule zu nehmen. Seine Lehrer dort waren Hans Thimig, von dem er auch Privatunterricht erhielt, und Paul Kalbeck, die späteren Mitbegründer des Reinhardt-Seminars.

Im Mai 1926 debütierte Aschkenasy auf der Bühne der „Panspiele“ in der Riemergasse mit Schauspielern des „Theaters der Jugend“. Ab 1928 nahm er weiteren Schauspielunterricht am schon erwähnten Reinhardt-Seminar, damals noch „Neue Schule für dramatischen Unterricht“, und wurde von dort ein Jahr an die Düsseldorfer städtischen Bühnen engagiert, danach, als Schauspieler und Regisseur, an das Dumont-Schauspielhaus.

Am 11. März 1933 wurde Aschkenasy, der schon früh antisemitische Auswüchse in Wien erlebt hatte, „zwangsbeurlaubt“, später auch verhaftet. Er floh nach Paris, versuchte am Theater unterzukommen und begann schließlich 1934 seine kabarettistische Karriere im „Wiener Künstler-Klub“; danach begründete er den „Künstler-Club Paris-Wien“, indem sich Emigranten wie Walter Mehring, Paul Dessau oder Kurt Gerron engagierten. Aschkenasy verwirklichte auch die Idee eines zweisprachigen Kabaretts, „Les Sans-Culottes“, das allerdings nach kurzer Zeit seine Pforten schloss.

Aschkenasy kehrte im Februar 1935 nach Wien zurück und kam durch Jimmy Berg, seines Zeichens Komponist und Textdichter der Kleinkunstbühne „ABC“, als Schauspieler und Regisseur ans „Cabaret ABC“. Im selben Jahr stieß auch Jura Soyfer zum „ABC“, der ab nun Hausautor der politisch schärfsten Kleinkunstbühne der dreißiger Jahre wurde.

Aschkenasy wurde in der Folge auch Regisseur und Darsteller im „Lieben Augustin“, und unterbrach seine kleinkünstlerischen Tätigkeiten wiederholt für Theaterengagements.

Im März 1938 musste Aschkenasy erneut vor Hitlers Truppen flüchten. Wiederum ließ er sich in Paris nieder und arbeitete u. a. als Regieassistent von Erwin Piscator. 1939 wurde er interniert und ins Lager Meslay-du-Maine gebracht, wo er u. a. mit Karl Farkas Kabarett machte.

Im Februar 1940 wurde Aschkenasy entlassen (er hatte ein Affidavit), und er verließ Frankreich in Richtung Amerika. In den USA arbeitete er zunächst als Bühnenarbeiter an Sommertheatern, Schauspieler, Regisseur in New York und späterer Leiter des semiprofessionellen „Civic Theatre“ (Washington), bis er schließlich 1942 zur Luftwaffe eingezogen wurde. Im selben Jahr wurden seine Eltern von Wien nach Theresienstadt deportiert. Noch während des Krieges heiratete er, wurde nach England versetzt, bekam die amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen und heißt fortan Leon Askin.

Nach Ende des Krieges spielte er in New York Theater und war 1952 erstmals zu Filmaufnahmen in Hollywood, wo er in der Folge zahlreiche Filme, u. a. mit Billy Wilder, drehte. Große Popularität erlangte Askin durch die Fernsehserie „Hogan’s Heroes“, in der er einen NS-Offizier namens General Burkhalter spielte (Ende der 1960er Jahre).

1955 Scheidung von Mimi und Verehelichung mit Lies, mit anschließender Hochzeitsreise nach Europa. Ab diesem Jahr begann er auch wieder in Deutschland, später auch in Wien, als Schauspieler und Regisseur zu arbeiten. Hauptwohnsitz blieben aber bis ins Jahr 1994 die USA. Danach nahm Leon Askin seinen Wohnsitz wieder in Wien, was ihm jedoch nicht ohne Überwindung einiger bürokratischer Hindernisse gelang.

„Leon Askin »darf« bleiben.
… Erst nach einer Berufung erteilte das Innenministerium dem 87jährigen aus Wien stammenden Schauspieler Leon Askin eine Aufenthaltsgenehmigung in Wien. Der Magistrat hatte den Antrag eines Formfehlers wegen abgewiesen. Und das einen Monat nachdem der 1938 von den Nazis vertriebene Askin einen hohen Wiener Orden (Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, Anm. ÖKA) erhalten hatte.“ (Kurier, 11. November 1994)

Quellen:

Leon Askin, Der Mann mit den 99 Gesichtern. Autobiographie. Böhlau, Wien-Köln-Weimar 1998.

eigene Recherchen [unveröffentlichtes Gespräche mit Leon Askin; Medienberichte]

Autor/innen:

Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

15.10.2003