Foto: © Maria Frodl

Marie-Thérèse Escribano

* 19. März 1926 in Paris , † 25. September 2023 in Wien

Sängerin, Kabarettistin, Schauspielerin


Marie-Thérèse Escribano, deren Mutter Belgierin und deren Vater Spanier war, wuchs in Madrid auf und kam 1955 nach Wien, um an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zu studieren.

Ursprünglich strebte sie eine klassische Opernkarriere an, doch bald begann sie sich für zeitgenössische Kunst mehr zu interessieren und begann ihre Karriere mit Werken der Avantgarde.
Sie gastierte in ganz Europa und den USA und arbeitete u. a. mit Friedrich Cerha, Pierre Boulez und Lorin Maazel und interpretierte Werke von Arnold Schönberg, Anton Webern und Alban Berg.

Nach einigen Jahren wandte sich Escribano auch der mittelalterlichen Musik zu und sang im von ihr mitbegründeten Ensemble „Les Menestrels“.

Ab den 1970er Jahren war sie in der österreichischen Frauenbewegung aktiv und engagierte sich in der Aktion Unabhängiger Frauen (AUF), wo sie den Arbeitskreis Theater leitete. Dort erarbeitete sie zusammen mit Frauen feministische Theaterstücke, die mit Erfolg aufgeführt wurden.

Escribano entwickelte im Lauf der Zeit ihren eigenen Stil für ihr humorvolles feministisch-politisches Kabarett: musikalische-kabarettistische Mini-Revuen. 1981 trat Marie-Thérèse Escribano erstmals mit dem selbstverfassten Kabarettprogramm „Klamauk die I.“ auf.
Es folgten: „Alt zu sein bedarf es wenig“, „Eine Frau auf Reisen“, „Foxtrott für Moritz“, „Divas und rote Nelken“, „Mysterienspiele“, „Umso älter desto ich“ (Version I, 1990; Version II, 1996), „Ohne Mieder“, „Kommt mir spanisch vor“ oder „Single und Co.“

Außerdem gestaltete die Vielseitige Liederabende (u. a. mit Schlagern der 1920er- und 1930er-Jahre und Sephardischen Liedern) und gab Stimmbefreiungs-Workshops.

2006 erhielt sie das Silberne Ehrenzeichen der Stadt Wien; 2007 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Ehrenpreis der Austrian World Music Awards ausgezeichnet.

 

Quellen:

Iris Fink, „… und das Lachen höret nimmer auf“. Von politischer Kleinkunst zum Kabarettboom
Kleinkunst in Österreich 1970 bis 2000 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Bd. 3). Graz 2022, S. 78, 113, 164, 186, 201, 203, 212, 272275, 282, 289, 301, 314 .

Barbara Asen, „Umso älter, desto ich!“ Alter, Geschlecht und Identität im feministischen Kabarett. Am Beispiel der Texte Marie-Thérèse Escribanos. In: Ingrid Bauer/Christa Hämmerle (Hg.), L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft. 17. Jahrgang, Köln, 2006. Heft 1. Alter(n). S. 109–121.

Iris Fink, Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945. Von A bis Zugabe. Graz 2000, S. 43 44.

Gerald Jatzek/Philipp Maurer, Widerrede. Die Kabarettung Österreichs + Kabarett selber machen. Wien 1989 , S. 86–88.

eigene Recherchen [unveröffentlichte Gespräche mit MT Escribano sowie Zeitzeug/innen; Medienberichte]

Autor/innen:

Iris Fink

Letzte inhaltliche Änderung:

26.09.2023