Fritz Grünbaum

* 7. April 1880 in Brünn, † 14. Jänner 1941 im KZ Dachau

Kabarettist, Conférencier, Autor, Librettist, Kabarett- und Theater-Leiter, Theater- und Filmschauspieler, Regisseur
 

Fritz Grünbaum, Sohn einer deutsch-jüdischen Kunsthändlerfamilie, verbrachte Kindheit und Jugend in Brünn. Mit 18 Jahren inskribierte er sich in Wien für ein Jusstudium, das er zwar abschloss, der Dr. jur. blieb jedoch ausständig.

Schon während seiner Studienzeit begann Grünbaum sich der Literatur zu widmen. Nach Beendigung des Studiums 1903 beginnt er mit dem Verfassen der ersten von in der Folge zahlreichen Operettenlibretti. Schon frühzeitig angetan vom Bühnenleben, begibt er sich im Laufe der Jahre in allen erdenklichen Rollen auf die Bretter, bevorzugt in Kellerbühnen, Kleinkunst- und Revuetheatern.

Seine Kabarettkarriere beginnt 1906 in der „Hölle“ (im Souterrain des Theaters an der Wien), wo er zum großen Conférencier seiner Zeit wird. Er ist auch in Berlin ein immer wieder enthusiastisch begrüßter Gast – insbesondere auf Rudolf Nelsons Bühnen.

1914, als die Kriegsbegeisterung noch allgemein ist, hat Grünbaum seinen ersten Auftritt im „Simpl“, dem er bis zuletzt treu bleiben wird und wo er gemeinsam mit Karl Farkas 1922 die aus Ungarn kommende Doppelconférence etabliert und zur Vollendung führt.

Zwischen 1928 und 1932 ist Grünbaum häufig in Berlin, spielt und textet für den deutschen Film, tritt in Theater- und Filmnebenrollen auf.

Nach 1932 wendet er sich wieder mehr dem Kabarett und der Revue zu und arbeitet ab 1935 wieder zusammen mit Farkas. Ab 1937 erscheinen ihre Doppelconférencen nun auch in der Wiener Montagszeitung „Der Morgen“.

Kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, am 10. März 1938, spielen Grünbaum und Farkas ein letztes Mal im „Simpl“. Farkas gelingt die Ausreise, Fritz und seiner Ehefrau Lilly Grünbaum missglückt ihre am 11. März versuchte Flucht über die tschechische Grenze.

Grünbaum kann sich eine Weile in Wien versteckt halten, wird jedoch im Mai 1938 ins KZ Dachau, anschließend nach Buchenwald und wieder nach Dachau transportiert. Hier sind die Leidensgenossen sein letztes Publikum.
Bald nach dem Silvesterabend, wo er tot krank ein letztes Mal confériert, unternimmt Fritz Grünbaum einen Selbstmordversuch. Laut Totenschein ist er am 14. Jänner 1941 „an Herzlähmung abgegangen“.

2005 gestaltete das Österreichische Kabarettarchiv eine Wander-Ausstellung über Fritz Grünbaum unter dem Titel „Entwürfe für ein Grünbaum-Monument. Fritz Grünbaum und seine Zeit“.

2005 erhielt Fritz Grünbaum auf Betreiben des Österreichischen Kabarettarchivs und dank der finanziellen Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien am „Walk of Fame des Kabaretts“ in Mainz einen „Stern der Satire“.

Eine Auswahl

Altmeister des Humors. Fritz Grünbaum – Karl Farkas – Franz Engel. Preiser, 1990 (aufgenommen: 1908, 1930, 1931, 1932, 1934, 1937).

Wilhelm Bendow und Kollegen. Mit Paul Morgan, Max Ehrlich, Bruno Fritz, Fritz Grünbaum. Aufnahmen aus den Jahren 1926 – 1936. Preiser, 1999.

„Grüß’ mich Gott“. Christoph Wagner-Trenkwitz liest Fritz Grünbaum. Preiser, 2001.

KABARETT IM KZ – Die Welt ist eng geworden. Chansons, Conférencen, Texte und Lieder von Künstlern, die in Ausschwitz, Dachau, Theresienstadt, Westerbork u.a. Lagern eingesperrt und ermordet wurden. Gesammelt und ausgewählt v. Volker Kühn. Edition Mnemosyne, 2000. u. a. mit Fritz Grünbaum, Franz Engel, Werner Finck, Kurt Gerron, Hermann Leopoldi, Paul Morgan.

Publikationshinweis


Eine Publikation über Fritz Grünbaum – Biographie und Lesebuch – von Hans Veigl ist im September 2019 im Verlag des Österreichischen Kabarettarchiv erschienen und kann direkt bei uns bestellt werden.